Sega´s Mega Drive erlebt seit einigen Jahren seinen zweiten Frühling. Mit Demons of Asteborg, einem neuen, professionellen Spieltitel, erweitert sich die Reihe solcher Spiele und gesellt sich zu Tanglewood, Xeno Crisis, The Curse of Illmoore Bay und weiteren kultverdächtigen Hits hinzu. Hier ist ein Bericht zu Gareth´s Abenteuer in der Welt der Dämonen auf der 16-Bit-Legende!

Fakten

Entwickler/Herausgeber: Neofid Studios
Plattformen: Sega Mega Drive/Genesis, Nintendo Switch, PC (Steam)
Release: ~02. August 2021 (Mega Drive)
Genre: Platformer
Spieleranzahl: 1

Demons of Asteborg für den Sega Mega Drive

Entwicklung

Die Neofid Studios wurden im Jahre 2021 von Christophe Reboul und Simon Reboul sowie Christopher Rolin gegründet. Auf ihrer Website bewarben sie ihren ersten Spieltitel, Demons of Asteborg, als umfangreichstes Spiel, das je auf dem Mega Drive veröffentlicht wurde (15 Mega Bytes Größe). Christophe Reboul ist ein CNAM-Ingenieur und der Gründer von Neofid Technology, dessen Unterstudio die Neofid Studios sind. Seit 2015 finanzierte er Videospielprojekte mit, wodurch die Idee zu Demons of Asteborg entstand. Neofid Technology stellt elektronische Kundenkarten her, außerdem ist Christophe Reboul ein Entwickler und Manager von Datenbanken und veröffentlichte in der Vergangenheit ein Buch zu diesem Thema. Simon Reboul ist ein leidenschaftlicher Videospielentwickler, dessen Interesse für Spiele seit seiner Kindheit besteht. Er programmierte zunächst mit einer Software namens Game Maker und programmierte später speziell für den Mega Drive in C. Christopher Rolin ist ebenso begeistert von Videospielen und programmierte Handyspiele, bevor er sich den Computerwissenschaften widmete und diese studierte. Das Team, das an Asteborg arbeitete, war umfangreich. Christophe Reboul produzierte das Spiel, während es von Christopher Rolin und Simon Reboul programmiert wurde. Die Charaktere wurden von Dillon Willette, Cyril Rasamimanana und Willian Gonzales entworfen und die Bossgegner wurden von Fabien Borel und Simon Reboul kreiert. Sasa Jovanovic und Dillon Willette haben außerdem die Umgebung gezeichnet. Die Musik stammt aus den Federn von Jacob Altmann und Roland Sepherulo und die Soundeffekte von Despic. Die Animateure des Spiels sind Quenvy Malave, Diego Almeida, Roman Veli Kuporosov und Willian Gonzales. Später steuerte Luis Martins, der auch die Cover zu The Curse of Illmoore Bay und Paprium gestaltete, ein Cover zu Demons of Asteborg bei. Das Neofid-Projekt begann 2013, bis das Team größer wurde und nach harten Jahren der Arbeit eine Kickstarter-Kampagne im September 2019 ins Leben rief. Mit einer ersten Demo zu Demons of Asteborg, hatte das Spiel zunächst den Look eines sehr frühen Mega Drive-Spiels. Nach dreißig Tagen kamen über 45,00€ zusammen und das Projekt konnte realisiert werden. Während der Kampagne wurden zwei zusätzliche Ziele erreicht, von denen eines ein Hardcore Mode ist, also ein besonders hoher Schwierigkeitsgrad. Am 14. Oktober 2019 erlaubte sich Christophe Reboul einen Seitenhieb gegen Gwenael Godde von Watermelon Games, als er in einem Kickstarter-Update schrieb, sein Team sei nicht wie Paprium. Später entschuldigte er sich bei seinen Unterstützern dafür, in den sozialen Netzwerken kaum auf deren Nachrichten zu reagieren, da ihnen ein Community Manager fehlte und man lieber in die Entwicklungszeit investierte. Nach einer längeren Abstinenz wurde am 19. Februar 2020 das finale Design von Demons of Asteborg präsentiert, das sich deutlich von den vorherigen, grafischen Konzepten unterschied und sehr viel ausgefeilter war. Stephane Dallongeville half dem Team später, mehr mit der SGDK-Engine vertraut zu werden. Außerdem wurde ein Cinematic System implementiert, um beispielsweise das Intro zu präsentieren. Arcade-Automaten für Bartresen wurden ebenfalls entwickelt. Einen Level hat man im Stile von Space Harrier gestaltet. Wie oben bereits erwähnt, wurden die Neofid Studios daraufhin im Februar 2021 gegründet.

Die beeindruckende Platine, in schwarz gehalten, zeigt die Helden sowie die Logos von
Retroelectronik und den Neofid Studios

Wie auch meine eigene Website, war die Website der Neofid Studios von dem unrühmlichen Brand in Straßbourg, Frankreich im März 2021 betroffen, konnte aber vom Team nach drei Tagen wieder online gestellt werden. Nur einen Monat später brannte der Workshop von Fabien Weiss ab, der unter dem Namen Retroelektronik für die Hardware von Demons of Asteborg verantwortlich war. Glück im Unglück hieß es dann, als einzig und allein das Büro von den Flammen verschont blieb, in welchem der PC stand, der die Pläne für die Platine enthielt, die sich zu dieser Zeit noch auf dem Wege zum Team befand. Demons of Asteborg ist ohne Regionalcode auf sämtlichen Mega Drive-Konsolen spielbar, wurde in sechs Sprachen übersetzt, besitzt eine Speicherbatterie für vier Speicherstände und wird mit einer durchschnittlichen Spieldauer von vier Stunden angebeben. Nachdem das Neofid Studio nach der Veröffentlichung der ersten Spielmodule zahlreiche Nachrichten von Zockern bekam, hielten sie den Versand weiterer Bestellungen zunächst zurück, um viele Verbesserungen vorzunehmen und die Spiele dann in Form einer neuen Version herauszuschicken. Jeder, der die erste Version des Spiels bekam, erhielt kostenfrei ein aktuelles, neues Spielmodul. Die Standardausgabe für den Sega Mega Drive kommt mit einem Doppel-Wendecover (Japanisches Design/Schwarzes Liniendesign). Später erschien das Spiel auf der Nintendo Switch, für den PC über Steam und die Veröffentlichung einer Collector´s Edition für den Mega Drive wurde für die Jahresmitte 2022 angekündigt.

Geschichte & Spielmechanik

Vor langer Zeit, auf der Suche nach einem blühenden Kontinent, schoben Menschen und Dämonen ihre Differenzen beiseite um das Land Asteborg zu besiedeln. Allerdings waren sie nicht imstande gemeinsam zu leben, weshalb sie Grenzen zogen, Herrscher bestimmten und einen Pakt schlossen, der von jedem um jeden Preis eingehalten werden sollte. Dieser Pakt besagte, dass die Grenzlinien nicht überschritten werden durften - so durften die Menschen nicht das Land der Dämonen betreten, die Dämonen mussten sich jedoch auch dem Land der Menschen fernhalten.
Einige Jahre später brach ein großer Krieg aus, nachdem sich jemand nicht an den Pakt gehalten hatte. Schnell gerieten die Dämonen in die Überzahl und waren den Menschen auch in ihrer Bewaffnung überlegen. Zwei Helden erschienen; eine Hexe mit außerordentlichen, magischen Fähigkeiten und ein geheimnisvoller Krieger von ungeheurer Stärke. Letzteren gelang es durch ein großes, letztes Opfer, die Dämonen in einer verlorenen Dimension einzusperren. Dem Führer der Dämonenarmee, Zadimus, gelang jedoch die Flucht. Geschwächt, floh Zadimus ins Exil und die Hexe gebar einen Jungen, kurz nach dem Sieg der Menschen. Auch sie lebte, geschwächt vom Kriege, sehr versteckt und zurückgezogen in Furcht vor Repressalien durch die Dämonen. Als das Gerücht in Umlauf ging, dass Zadimus von Pilgern gesichtet wurde, fiel die Hexe einem mysteriösen Mord zum Opfer und Bohort, Anführer der Truppen der Menschen, nahm das Kind unter seine Fittiche und zog es auf, als wäre es sein eigenes. Der Junge schien Begabung im Kampf zu besitzen und Bohort beschloss, ihn darin auszubilden. Aus dem kleinen Gareth wurde ein starker Krieger, wie auch Bohort einer war.
Dreißig Jahre später hatte Zadimus seine vollen Kräfte zurückerlangt und einen Weg gefunden, das Portal zu öffnen und die Dämonen wieder nach Asteborg strömen zu lassen, die in der verlorenen Dimension gefangen gehalten wurden. Als Zadimus auf Rache sinnt, begibt sich Gareth auf die Reise durch Asteborg, um Zadimus aufzuhalten.

Das Ziel des Spiels ist es, Zadimus´ Plan zu stoppen und den Frieden in Asteborg einkehren zu lassen. Dazu reist man mit Gareth durch acht verschiedene Umgebungen wie Sümpfe, einer Burg, weite Felder, einer Höhle und schließlich sogar die Hölle selbst. Gareth kann auf große Rollen springen und längere Wege auf ihnen entlang rollen oder in Loren fahren, über die sich Donkey Kong wohl sehr freuen würde. Es gibt auch Leitern, Förderbänder und andere Objekte, die das Spiel abwechslungreich gestalten. In jedem Level findet Gareth eine einzigartige Magie, die nur für den jeweiligen Level benötigt und im nächsten Level durch eine andere ersetzt wird. So kann Gareth in einem Level die Zeit anhalten oder mit Feuer schießen. Dazu kommen Juwelen, die von besiegten Gegnern fallengelassen werden und die man zwischen jedem Level in einem Ladengeschäft gegen nützliche Dinge eintauschen kann. Juwelen finden sich auch in Truhen, die es vielerorts zu finden gibt. Im Laden gibt es Extraleben, doch auch neue Angriffstechniken oder eine Möglichkeit, dauerhaft die Lebensanzeige der Gegner zu sehen. Demons of Asteborg enthält Rollenspiel-Elemente; so spricht Gareth oft mit Uther, um diesem zu helfen. Die Gegnerzahl ist groß und vielseitig, denn Gegner können aus dem Boden kommen, mit Steinen werfen, aus der Luft angreifen oder den Spieler in Dämonenrädern über den Bildschirm hetzen!

Mit der A-Taste greift Gareth seine Gegner an. Mehrfach hintereinander gedrückt, führt er einen Kombinationsangriff aus. Taste B dient zum Springen und für einen höheren Sprung braucht man sie nur länger gedrückt zu halten. Die aktuelle Magie kann mit der C-Taste eingesetzt werden. Mit START kommt man in das Pausemenü, wo sich die Musik bei Bedarf ausschalten lässt oder das laufende Spiel verlassen werden kann. Drückt man das Steuerkreuz nach unten, duckt sich Gareth. Außerdem kann Gareth eine Rolle vorwärts ausführen oder mehrfach von Wänden abspringen, um sich so nach oben zu arbeiten. Im Ladengeschäft kann er einen Angriff nach unten aus der Luft heraus kaufen und so erlernen. Seine Gesundheit kann er wieder auffüllen, indem er Fackeln zerstört oder Gegner besiegt ohne einen Treffer einzustecken, damit er kleine Lebensampullen erhält. Extraleben sind auch in den Leveln versteckt und es gibt einen Superangriff, der einen Blitzschlag auf die Gegner herabstürzen lässt.
Die Grafik ist an die bekannte Castlevania-Reihe angelehnt und der Soundtrack präsentiert sich dazu passend düster und wartet mit nerveraufreibenden Stücken auf. Die deutsche Übersetzung enthält zum jetzigen Zeitpunkt (Januar 2021) noch einige Fehler, aber man weiß dennoch, was gemeint ist. Ich habe während meines Spiels keinerlei Bugs mehr entdeckt.

Gordman´s Meinung

Ich gebe zu, sehr spät auf den Zug nach Asteborg aufgesprungen zu sein. Erst nachdem ich das Endergebnis sah, habe ich es mir vorbestellt. Die Neofid-Studios haben sich bei der Umsetzung wirklich alle Mühe gegeben und ein starkes Spiel auf die Beine gestellt. Bei all den Funktionen, die in das Spiel eingebaut sind, hängt es nur in seltenen Fällen für einen Augenblick hinterher. Die Level bieten viel Abwechslung, optisch wie spielbar, und es gibt von allem gerade genug. In einer Passage rast Gareth so schnell in einer Lore über die Gleise, dass es mich wirklich beeindruckt hat wie flüssig das Spiel verläuft. Die verschiedenen Figuren der Handlung gefallen mir ebenso sehr, wenngleich ich es bedauernswert finde, dass Maria (Gareth´s Mutter) früh verschied und nicht als spielbarer Charakter auftaucht. Die Magie wird auf verschiedene Weise im Spiel genutzt und erfordert mitunter ein cleveres Denken. Mir gefällt auch der Nutzen des Ladengeschäfts zwischen den Leveln sehr, wie auch die Handlung um Uther, der ruhelosen Seele. Mit dieser Idee hat man die Story grandios erweitert und ich gebe zu, dass Uther mir ein wenig ans Herz gewachsen ist. Der Turm, den man im späten Abschnitt des Abenteuers erklimmt, weist in meinen Augen eine ebenfalls imposante Technik auf.
Auch wenn mich einige Bossgegner und Passagen sehr frustriert haben, denn man wird oft weit zurückgesetzt wenn man abstürzt oder ein Leben verliert, und auch der düstere Stil nicht meinen persönlichen Geschmack trifft, ändert es nichts an der Qualität und der sehr guten und flüssigen Spielbarkeit. Was Christophe Reboul sich hätte sparen können, ist der Seitenhieb gegen Gwenael Godde. Natürlich steht jedem eine eigene Meinung zu, auch Christophe Reboul. Doch wenn sich die Zocker schon untereinander fetzen, so müssen es doch die Entwickler nicht noch tun. Reboul hat selbst erfahren, wie schwierig es sein kann, regelmäßig mit den Käufern zu kommunizieren, einfach weil man sich nicht aufteilen kann und die Produktion eines umfangreichen Videospiels sehr viel Zeitaufwand bedeutet. Demons of Asteborg ist wirklich gut geworden, weshalb ich diese Angelegenheit als sehr schade empfinde. Es gibt so viele erwähnenswerte Punkte zu diesem Spiel, doch würde dies hier einfach zu weit führen und ich schlage vor, dass sich jeder selbst ein Bild macht, der Gefallen an meinem Artikel gefunden hat. Es ist schade, dass Sega keine Verdienstmöglichkeit mehr in diesem Markt sieht. Wenn man das Genre und den Stil mag, dann ist Demons of Asteborg eine echte Bereicherung für die eigene Mega Drive-Sammlung.

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All used pictures and screenshots in this article belong to their respective owners and have been taken for journalistic purposes only. Many thanks to the Neofid Studios for creating this amazing game!