Wir schreiben das Jahr 2017 und die Großmeister der Point & Click-Adventures bringen gemeinsam ein episches Spiel auf den Markt. Hier ist ein Special zu Thimbleweed Park!

Fakten

Entwickler/Herausgeber: Terrible Toybox / Limited Run Games
Plattformen: Nintendo Switch, Playstation 4, Xbox One, Windows, Linux, Android, iOS, macOS
Release: 30. März 2017
Genre: Adventure
Spieleranzahl: 1

Entwicklung


Als im Jahre 1987 ein Spiel namens Maniac Mansion das Licht der Videospielwelt erblickte, dachten sich deren Entwickler Gary Winnick und Ron Gilbert ganz sicher nicht, dass sie gute 30 Jahre später erneut ein gemeinsames Spiel desselben Genres auf den Markt bringen würden. Ron Gilbert, der Schöpfer von ZakMcKracken and the Alien Mindblenders sowie von The Secret of Monkey Island und Monkey Island 2: LeChuck´s Revenge, wollte es noch einmal wissen und startete mit seinem neuen Entwicklerstudio Terrible Toybox am 18. November 2014 eine Kickstarter-Kampagne, die am 18. Dezember mit 626.250 US$ durch 15.623 Unterstützer erfolgreich finanziert wurde. Ron Gilbert und Gary Winnick zeigten sich überwältigt vom Interesse der Menschen. Mit den Kickstarter-Updates und einem Blog auf der Website zum Spiel wurden die Fans auf dem aktuellen Stand gehalten.
Ron Gilbert und Gary Winnick haben das Spiel mit David Fox und Jenn Sanderock entworfen. Die Geschichte hat Gilbert gemeinsam mit Lauren Davidson geschrieben. Auch hier haben David Fox und Jenn Sanderock unterstützend mitgeholfen, wobei sie auch das Spiel programmiert haben. Zunächst sollte Thimbleweed Park auch in klassischer Grafik aus der glorreichen Zeit gehalten werden.. bis Mark Ferrari dem Team hinzustieß. Mark Ferrari ist für die Hintergründe von Loom und The Secret of Monkey Island verantwortlich und schnell zeigte sich eine rasante optische Entwicklung im Spiel: Die Hintergründe wirkten deutlich moderner und doch behielten sie - wie alle Eigenschaften dieses Spiels - ihren alten Charme. Hilfe bekam Ferrari dabei von Octavi Navarro, der widerum gemeinsam mit Gary Winnick die Animationen entwickelte. Die Soundeffekte haben Ron Gilbert, David Fox und Elise Kates produziert. Die Musik stammt aus der Feder von Steve Kirk und die Produzenten sind Chase Martin und Jenn Sanderock. Thimbleweed Park wurde von grundauf mit einer eigens für das Spiel entwickelten, neuen Engine programmiert; auch hier von Ron Gilbert, gemeinsam mit Malcolm Stead. Im März 2018 wurde eine limitierte Einzelhandelsversion für Nintendo Switch von Limited Run Games angekündigt, die wenige Monate später erschien. 3000 Exemplare des Spiels wurden in Form einer Big Box-Variante in die Welt versandt, während über 10.000 Standardausgaben von Thimbleweed Park versendet wurden.


Das Purpur-Tentakel präsentiert stolz Gordman´s Big Box von Thimbleweed Park

Geschichte & Spielmechanik

In Thimbleweed Park ist ein Mord geschehen! In einem Fluss an einer Brücke wurde eine Leiche gefunden. Die beiden Agenten Ray und Reyes ermitteln nun im Mordfall. Dabei treffen sie allerhand eigenartige Gestalten wie zwei Frauen in Taubenkostümen die ständig „Signale“ wahrnehmen, einen soziopathischen Clown namens Ransome oder einen Sheriff, der gleichzeitig den Pathologen mimt. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass Thimbleweed Park einst ein Ort der blühenden Wirtschaft war. Der Grund dafür war eine Kissenfabrik, die vom kürzlich verstorbenen Chuck Edmund und dessen Bruder Franklin betrieben wurde. Seitdem Chuck verstorben und Franklin einfach verschwunden war, ist Thimbleweed Park auf 80 Bewohner gesunken. Dazu kommt die Tatsache, dass die Fabrik abgebrannt ist. Delores Edmund, die als Alleinerbin die Fabrik weiter betreiben sollte, hat sich für einen anderen furchtbaren Beruf entschieden. Als Delores nach einiger Zeit zurück nach Thimbleweed Park kehrt, steht auch sie vor einem Rätsel: Das Testament von Onkel Chuck muss verlesen werden und die Bedingungen hierfür geschaffen. Und dann gibt es da noch den vulgären Clown Ransome, der allein auf einem verlassenen Zirkusgelände mit seinem Hamster Little Beeper lebt. Und dazu noch diese extravaganten Vakuumröhren, mit denen alles in der Stadt betrieben wird. Und Tron-Automaten. Wie passt das alles zusammen? Die Antworten darauf efährt man nur, wenn man sich in dieses verrückte Abenteuer stürzt. 
Thimbleweed Park hält sich an die klassischen Point & Click-Regeln: Man hat verschiedene Befehle wie „Gebe“, „Öffne“, „Nutze“ oder „Betrachte“, mit denen man Gegenstände nutzen, kombinieren oder untersuchen kann oder mit anderen Personen reden kann. Daneben ist das Inventar mit der Liste der sich im Besitz der jeweiligen Person befindenten Gegenstände. Mit einem Fadenkreuz sucht man den Bildschirm nach Hinweisen ab und kann Gegenstände aufheben. Zu Beginn des Spiels kann man zwischen Agentin Ray und Agent Reyes hin-und herwechseln, wobei später noch weitere Charaktere hinzustoßen werden. Eine besondere Eigenschaft hat das Spiel, was die Reihenfolge der Rätsel betrifft. Diese lassen sich nämlich in einer undefinierten Reihenfolge lösen und teilweise auch mit verschiedenen Charakteren. Oftmals müssen Charaktere auch miteinander agieren um weiterzukommen. Außerdem wollen manche Charaktere gewisse Dinge nicht tun, was bedeutet das man für bestimmte Aktionen auch passende Personen braucht. Für Neueinsteiger in das Genre gibt es die Möglichkeit, das Spiel etwas vereinfacht zu spielen.

Optisch hält das Spiel Hintergründe bereit, die den Vorteil der heutigen Technik nutzen und doch den Wiedererkennungswert klassischer Point & Click-Adventures besitzen. Die Charaktere und Gegenstände sind dafür etwas mehr traditionell gehalten. Zusammenfassend sind die Hintergründe demnach sehr detailreich und die Grafiken im Vordergrund etwas schlichter, was sie wie Legenden wie Guybrush Threepwood oder Zak McKracken aussehen lässt. Dieses Prinzip wird auch in Spielen wie Sonic Mania angewandt und hat sich als Erfolgsrezept erwiesen.
Der zurückhaltende Soundtrack wird von sehr guten Soundeffekten unterstützt. Das Spiel ist in mehreren Sprachen in Textform spielbar, wobei es auch Synchronisationen zur Auswahl gibt.

Gordman´s Meinung

Thimbleweed Park ist einfach grandios. ich war sofort an den Bildschirm gebunden und fasziniert von den wunderschönen Landschaften, die das Spiel bereithält. In der Switch-Version waren keinerlei Bugs zu entdecken. Mit einem Controller hat man natürlich nicht das Spielgefühl, das man mit einer Maus hat. Ich habe es mit deutschem Text und englischer Synchro gespielt und hatte viel Spaß an den typisch bunten Texten und sehr guten Synchronsprechern, allen voran an der Stimme von Ransome dem Clown, der von Ian Corlett gesprochen wurde. Seine wegge*PIEP*ten Sprüche ertönen auch heute noch in meinen Ohren. Ich kann beim besten Willen die negative Kritik an den Sprechern nicht nachvollziehen. Leider muss ich die Übersetzungsarbeiten der deutschen Texte von Boris Schneider-Johne und Heinrich Lenhardt kritisieren, weil die Sätze oft nicht mit den englischen Synchronisationen übereinstimmen und oft Buchstabenfehler enthalten sind, was in einem stark textbasierten Spiel wie Thimbleweed Park nicht vorkommen darf. Ganz besonders mag ich es nicht, wenn englische Texte in der deutschen Fassung umgeschrieben werden um diese zu verharmlosen. Das haben wir mit Illusion of Time und Claude Moyse lange hinter uns, dachte ich zumindest.

Doch abgesehen davon kann man Gary Winnick und Ron Gilbert nur großes Lob Aussprechen. Wieder mal haben sie sich eine total verrückte Geschichte ausgedacht und es geschafft, das Genre dank der heutigen Technik auf ein neues Niveau zu bringen. Hier vermischen sich Mystery und Humor auf ganz besondere Weise. Ich finde es auch schön das die Rätsel oft in verschiedenen Reihenfolgen gelöst werden können. Ich werde Thimbleweed Park definitiv wieder spielen, denn man kann das Ende auf verschiedene Art und Weisen gestalten. Auch wie sich die Geschichte am Ende auflöst ist total durchgeknallt und sehr gut gemacht. Es sollte auf jeden Fall auch außerhalb von Limited Run Games in die Läden gebracht werden, denn es finden sich garantiert noch mehr interessierte Käufer. Ich finde es schade, dass Ron Gilbert (der offensichtlich sehr viel Spaß bei der Entwicklung von Thimbleweed Park hatte) nicht sehr offen für ein weiteres Point & Click-Adventure ist. Seine Aussagen, es würde sich finanziell nicht auszahlen, stoßen auf geteilte Meinungen. Ich kann ihn sehr gut verstehen, denn man möchte auch die Früchte seiner harten Arbeit tragen selbst wenn die Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat. Für Ron Gilbert scheint Thimbleweed Park wohl auch nachhaltig nicht genügend Geld einzuspielen, als das die Entwicklung eines neuen Spiels für ihn profitabel wäre. Aus Sicht des Geschäftsmannes sicher verständlich, aus Sicht des Fans schade. Doch leider gibt es nicht mehr viele Point & Click-Fans da draußen, da mit den jüngeren Generationen leider auch eben jene heranwachsen, deren Interesse sich auf andere Genres bezieht. Ich habe den Kauf von Thimbleweed Park nie bereut und liebe das Spiel sehr, weil es für mich ein perfekter Vertreter seines Genres ist.

Erhältlichkeit

Thimbleweed Park gibt es auf allen oben genannten Plattformen zum herunterladen und als Einzelhandelsversion für Nintendo Switch, wenn auch sehr limitiert. Auf der offiziellen Website zum Spiel gibt es einen Fanshop, in dem es einige tolle Fanartikel gibt.

Links

Offizielle Website: thimbleweedpark.com



Alle in diesem Artikel genutzten Bilder sind teil des Thimbleweed Park-Pressekits.


 


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